Das Jahr neigt sich dem Ende zu und in einer der letzten aufsteigenden Rauhnächte bin ich mit dem Hund unterwegs. Die Rauhnächte haben wahrlich etwas besonderes an sich. Es liegt etwas in der Luft, dass ich sonst nur zu Samhain wahrnehme. Etwas fremdartiges, mystisches, aber dennoch seltsam vertrautes. Ich würde sagen, es ist die Luft von „drüben“. Auch zu diesen Tagen lichten sich so manche Schleier, obgleich auch andere als zu Samhain.
Dieses Jahr an sich war sehr kurios und wirsch. Die Menschen verlieren sich in den Extremen und man hält es in ihrer Gesellschaft immer weniger aus. Das >Ich< ist fest an den Platz des >miteinander< gewandert und das Bestreben eines jeden sich immer an erster Stelle zu wähnen macht selbiges unerträglich.
Während ich so spaziere höre ich aber etwas, was mir sonst nur selten zu Ohren kommt. Das Rufen mehrerer Waldkäuze. Es ist lange her, dass ich dieses unverkennbare Rufen gehört habe. Es muss ein gutes Jahr für Mäuse und anderes Getier gewesen sein, wenn die Eulen so präsent sind – es gab ausreichend Nahrung für den Nachwuchs. Und hier und da raschelt es im Gebüsch und Gras um mich herum. Vögel die durch das Laub hüpfen? Mäuschen, die vorbei huschen? Oder gar der Fuchs?
Dann und wann mischt sich ein Flüstern und Kichern unter das Rascheln. Ja, die Schleier sind dünn. Ich kann nur mutmaßen welche Wesen uns heimlich beobachten. Aber noch wähne ich mich in Sicherheit. Die Sonne ist knapp verschwunden, der Wald am Horizont scheint ein Feuer zu verbergen. Noch ist nicht finstere Nacht, sodass mich die Wilde Jagd nicht zu erhaschen vermag. Und im Licht des Sichelmondes und der Sterne, finden wir den Weg nach Hause.
Und dort bleibe ich einer Tradition treu: ich werde für die Weissagung des kommenden Jahres Bleigießen. Das neuerliche Verbot Bleigießer-Sets zu verkaufen tangiert mich nicht. Ich habe noch Blei gelagert. Wachsgießen, wie es nun heißt, ist da weniger was für mich. Die Formen werden anders, weniger bizarr. Die mystischen Eigenschaften, die mit Blei korrespondieren, sind verloren. Und so lange ich auch weiterhin nicht direkt über dem schmelzenden Blei die Dämpfe inhaliere, wird es meiner Gesundheit auch nicht schaden – ebenso wenig wie all den Generationen vor mir.
So schaue ich, was das neue Jahr bringt und hoffe auf eine weiterhin magische Zeit und Erfolg mit meinem kleinen Geschäft. Und vor allem anderen wünsche ich mir Zufriedenheit unter den Menschen. Sich dem hektischen Streben und Wettkampf einmal entgegen zu stellen, und mit sich und der Welt zufrieden sein. Innere Zufriedenheit strahlt man aus, und sie macht die Welt ein wenig besser.
Be blessed