S wie Sigillen und Sinn und UnSinn

Mir begegnen immer wieder Menschen, gerade junge Hexen, die gerne Sigillenmagie praktizieren. Fast immer habe ich dabei den Eindruck, dass sie aber eigentlich gar nicht wissen, was sie da machen. Zu wissen, wie man eine Sigille formt heißt nicht, dass man auch weiß, was sie ist und wie sie wirkt. Und der oftmals ausbleibende Erfolg bestätigt dies. Hier scheint der Einfluss der modernen Esoterik das Wissen um Sigillen verwaschen zu haben.

Der Ablauf sieht meistens wie folgt aus: Positive Affirmation überlegen, aufschreiben, doppelte Buchstaben wegstreichen und dann eine Sigille daraus formen. Die Sigille dann aufladen, häufig durch Masturbation als Form der Sexualmagie und dann ggf. noch verbrennen und vergessen und die Sigille wirkt dann ganz von selbst. Und wenn ich es mir vorstelle, dann ist das auch so.

Und damit hat man seine eigene Sigille auch schon zerstört und nutzlos gemacht. Ist die Sigille erstmal fertig geformt, ist sie ein abgeschlossenes und in sich stabiles Gebilde. Da ist nachträglich nichts mehr aufzuladen. Das muss passieren, während man sie formt. Und sie nach der Fertigung zu verbrennen, in Flüsse zu werfen oder dergleichen ist ebenso komplett unnütz. Die Sigille ist ein Objekt, ein Siegel, ein Zeichen im weiteren Sinne sogar wie eine Rune, in die man eine spezielle zielgerichtete Kraft verpackt hat. Das Objekt strahlt diese Kraft aus und beeinflusst alles im Wirkungsbereich. Man muss die Sigille also dort anbringen wo sie wirken soll. Es nützt also gar nichts, wenn ich zum Beispiel in Mitteldeutschland eine Sigille für eine Freundin in Österreich mache und die Sigille dann auf meinem Altar oder in einem Schränkchen bei mir liegt und nie bei meiner Freundin ankommt. Es hilft auch nichts, sich eine Sigille einmal auszudenken und diese dann beliebig oft woanders nachzumalen. Das ist dann ein leeres Konstrukt. Eine wirksame Sigille, muss jedes Mal komplett neu mit Kraft ausgestattet werden. Und zerstört werden sollte sie nicht, so lange die Wirkung erwünscht ist. Ist die Sigille zerstört, verpufft auch ihr Effekt.

Im Folgenden beschreibe ich meine Auffassung über die Anfertigung einer traditionellen Sigille:

Am Anfang steht erstmal das Ziel. Was soll meine Sigille bewirken? Die Sigille wird aus Worten geformt, die eine Affirmation bilden und den gewünschten Zustand widerspiegeln. Nehmen wir als Beispiel: ICH BIN GESUND.

Diese Affirmation wird nun auf das Wesentliche gekürzt. Man entfernt alle Buchstaben, die ein zweites Mal vorkommen. Es gibt auch andere Wege oder Möglichkeiten die Sigille aus der ganzen Affirmation zu formen. Hier bleiben wir bei dem am meisten genutzten Weg. Es verbleibt: ICHBNGESUD

Hieraus wird nun die Sigille geformt. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die verbliebenen Buchstaben können in einem magischen Buchstabenquadrat zu Linien verbunden werden, die die Sigille bilden oder die Buchstaben werden zu einem Zeichen kombiniert, indem Teile eines Buchstaben auch Teile eines anderen sind. Für unser Beispiel nehme ich den letzteren Weg. Doch bevor das geschieht, müssen wir uns weitere Schritte überlegen. Denn während dem Formen der Sigille wird diese mit zusätzlichen Kräften versehen.

Wir bereiten ein Ritual vor und nehmen alle Zutaten und Kräfte hinzu, die unserem Thema dienen. Es können passende Gottheiten und Wesen angerufen werden, es werden passende Mahlzeiten dabei eingenommen, passende Räucherungen verwendet, meinetwegen kann auch Sexualmagie dabei praktiziert werden – hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die Sigille wird auf Papier geschrieben oder in ein Objekt geritzt und dies immer mit der magischen Hand. Dies ist in der Regel die Schreibhand; ansonsten die Hand, mit der ihr intuitiv Magie praktiziert. Währenddessen wird auch die Affirmation immer wieder laut aufgesagt.

Um das Beispiel einfach zu halten, nehmen wir an, das Ritual wurde vorbereit und Hygieia wurde angerufen, es werden Fichtenharz und Zitronenschale verräuchert und ein Kelch mit frischem Obstsaft als Multivitaminsaft steht bereit. Unter lautem Ausrufen der Affirmation wird nun schrittweise die Sigille aus unseren Buchstaben geformt und der Saft nach jedem Zeichnen schluckweise getrunken. Die fertige Sigille könnte dabei so aussehen:

Die Sigille ist damit nun fertig und vollständig und aufgeladen. Das Ritual wird beendet, den herbeigerufenen Kräften und Göttern wird gedankt. Die Sigille ist einsatzbereit und wird dort angebracht oder aufgestellt, wo sie wirken soll. Also in unserem Beispiel an einem Ort, wo ich mich viel aufhalte oder besser noch, ich trage sie immer bei mir.

Be blessed

Orakel für die 44. KW

Diese Woche die Legung meiner guten Freundin.

Da mein geliebtes Lenormand sich in meiner kleinen Hexenhütte etwas außerhalb befindet, stelle ich euch heute meine Wochendeutung mit meinen zweitliebsten Deck, den Seni-Karten vor.

Das Seni-Kartendeck

Die Karten werden ausgelegt und Bilder die nebeneinander liegen so gedreht das sich beide Hälften des Bildes vereinigen. Je nachdem wie das Bild nun liegt (aufrecht, rechts/ links geneigt oder verkehrt herum) ergibt sich eine andere Deutung.

Für die Kalenderwoche 44:

Die Legung

Aus der Legung ergeben sich:

-Das W in 4. Lage
Die Woche ist im allgemeinen positiv zu werten und harte Einschläge werden ausbleiben.

-Der Kranz in 4. Lage
In dieser Woche besinnen wir uns mehr auf das Miteinander und das Mitgefühl. War in der ersten Corona-Welle eher der egoistische Selbsterhaltungstrieb federführend, so ist es dieses mal Mitgefühl. Wir hinterfragen uns und unser Handeln stärker und überprüfen mehr ob wir wirklich das eine oder andere brauchen.

-Der Skoprpion in 1. Lage
Zeigt uns das wir weiterhin allerdings vorsichtig sein müssen und Gefahr lauert. Es ist noch keineswegs alles vorbei.

-Die Sanduhr in 4 Lage.
Mahnt uns unseren Wunsch zu handeln auch möglichst bald in die Tat umzusetzen. Was nützen all die Gedankenkonstruktionen, wenn sie nur in der Schublade bleiben? Handele sonst ist es zu spät ist die ganz klare Aussage der Sanduhr für diese Woche.

Be blessed

Raunende Runen

Schon lange spielte ich mit dem Gedanken, einen Runensatz anzufertigen. Und gerade jetzt schien der richtige Zeitpunkt gekommen, wo die Sommersonnenwende buchstäblich ins Wasser fiel. Im Garten lagerten ein paar Äste von einem Haselnussbaum. Daraus sollte sich doch etwas machen lassen…

Holzscheiben

Die Tischsäge, mit der ich sonst Steine schneide, ließ mit einem anderen Sägeblatt zur Holzsäge umfunktionieren. Holzscheiben ließen sich nun also recht gleichmäßig aus dem Ast schneiden. Doch wie sollte es weiter gehen? Die Runen einfach drauf malen oder mit einem Brenneisen einprägen? Nein, das schien mir zu einfach. Sie sollten etwas besonderes werden. Und so kam ich zu der Idee, die Runen in die Holzscheiben zu fräsen.

Das war doch kniffeliger, als ich es mi ausgemalt hatte. Mit einem rotierenden Werkzeug eine gerade Linie ins Holz zu fräsen ist gar nicht so einfach. Das Holz hatte auch gleich noch eine weitere Lektion für mich: es ist nicht an allen Stellen gleich hart und gibt unterschiedlich nach. Grundsätzlich kann ich sagen, dass das Holz zur Mitte hin weicher war. Aber trotzdem war jede Scheibe anders.

Das ältere Futhark

Das ältere Futhark besteht aus 24 Buchstaben bzw. Runen. Jede musste ich von Hand fräsen und ausbessern, so gut wie ich es eben konnte. Es ist auch nochmal eine ganz andere Erfahrung, Runen so herzustellen als sie nur zu schreiben oder darüber zu lesen. Nie zuvor habe ich mich gedanklich so intensiv mit ihnen auseinandergesetzt und noch nie sind mir ihr Aussehen und ihren Namen so gut in Erinnerung geblieben, wie nach dieser Arbeit.

Gefräst waren sie nun. Die Oberflächen habe ich mit Schleifpapier geglättet und verfeinert. Von 50, 100, 200, 600, 800 bis 2000 Korn. Wie sollte es weiter gehen? Wie kann ich sie weiterhin besonders machen? Beim Fräsen kam es mir vor, als wären die Runen wie Adern im Holz. Blut fließt durch Adern. Was käme bei Bäumen dem Blut am nächsten? Was schließt Wunden? Genau, Harz. Doch es sollte nicht irgendein Harz sein. Mein Herz schlug für Bernstein von den heimischen Ostseestränden.

Einsetzen des Bernsteins

Also suchte ich mir Bernsteinsplitter zusammen und füllte die Adern mit Blut. Eine sehr filigrane Arbeit. Dann hatte ich eine Entscheidung zu treffen… lasse ich den Bernstein überstehen oder ebne ich ihn ein? Mit ISA habe ich einen Testlauf gemacht – sie wäre am einfachsten nachzumachen. Und dann entschied ich mich dafür, sie eben zu machen. Der Bernstein wirkt dann wie eingelassen.

Das erforderte eine geschickte Hand. Mit Schleifstein oder Schleifpapier kam ich nicht gut weiter. Auch hier half mir ein Gerät, mit dem ich sonst Steine bearbeite und poliere. So konnte ich die Runen vorsichtig glätten und geschmeidig machen.

Das Holz lebt

Gut sahen sie schon aus. Aber das Holz musste noch mehr leben zeigen. Mit Antik-Wachs, das hauptsächlich aus Bienenwachs und Fichtenextrakt besteht, habe ich die Runen gesalbt, wodurch das Holz eine sattere Farbe annahm. Diese besonderen Runen sollten aber seinen Besitzer lange begleiten, der Bernstein nicht zerkratzen oder herausfallen. Ich hatte kürzlich begonnen, etwas mit Epoxidharz zu experimentieren. Und ich entschied mich, die bernsteinbesetzte Seite mit diesem Harz zu versiegeln. So sind die Runen stoß- und kratzfest, wasser- und schmutzabweisend und die Bernsteine sitzen fest an ihrem Platz. Zusätzlich gibt die dünne Schicht auch optisch noch ein brilliantes Finish.

Der fertige Runen-Satz

Nachdem alles getrocknet war, wurden sie noch einmal mit einer Baumwollfilz-Scheibe poliert. Nach drei Tagen Arbeit sind sie fertig, und ich bin stolz auf meine Arbeit, bei der ich einiges über die Runen, das Holz und mich gelernt habe. So stolz, dass ich mich mit ihnen für den Etsy-Design-Award beworben habe. Ich rechne mit keiner Platzierung, aber diese Runen verdienen einfach diese Aufmerksamkeit.

Be blessed

Rätsel am Baum

Eine befreundete Hexe und ich waren bei unserem geliebten Steinkreis im Wald bei Saal, den Apostelsteinen. Sie heißen so, weil es 12/13 Steine in einem Kreis sind (je nachdem wie groß man den Kreis sieht). Er mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch die Energie an dem Ort ist ganz besonders: wie seine Geschichte: eine alte Kultstätte der Germanen bis hin zu den Kreuzrittern gibt es so einige Erzählungen. Oft scheint es so, als wäre das Wetter an diesem Ort immer ein wenig anders als drum herum. Ist es sehr warm, weht dort ein kühles Lüftchen. Ist es sehr kalt, erscheint es dort geschützt. Rehe sieht man auch bei fast jedem Besuch dort. Und auch etwas anderes haben wie gefunden, was bei unserem Letzten Besuch nicht dort war:

Runen am Baumstamm

Wir fanden eine große Baumwurzel, die sonst also Dekoration im Garten bei vielen beliebt ist, verbranntes Holz, Holzscheiben drum herum. Vermutlich hatte jemand hier Walpurgis gefeiert. Und noch etwas war beim letzten Mal nicht hier: Runen am Baum.

Man erkennt den Schriftzug ENDE und 11.04.21 sowie die Runen Othala, Sowilo und Tiwaz die um Hagal in der Schreibweise des jüngeren Futhark gezeichnet wurden. Als Wort ergäben die ersten drei OST. Ob die Himmelsrichtung gemeint ist? Was an dem Datum enden soll bleibt auch zu raten. Der 11.04.21 zumindest ist ein sogenannter weißer Sonntag, ein Sonntag nach Ostern.

Othala
Sowilo
Tiwaz

Wir hatten dieses Mal auch ein Ouija-Board dabei. Aber verständliche Antworten erhielten wir dieses Mal nicht von den Entitäten des Ortes. Wir entschlossen uns abschließend noch etwas zu räuchern und entdeckten dabei unsere Faszination für Guggul.

Auch ein windschiefes Räucherstövchen tut seinen Dienst 🙂

Danach haben wir unterhalb der Runen unter einem Hasengrill eine Nachricht und die Adresse unseres Hexen-Forums hinterlassen. Vielleicht meldet sich der Runenschreiber ja bei uns und löst das Rätsel.

Baumperle einer Fichte

Auf dem Rückweg erzählte meine Freundin mir dann noch von den Baumperlen. Wenn ein Baum eine Verletzung hat oder ein Fremdkörper in ihm steckt, kann es passieren, dass er diesen abkapselt. Über Jahre entsteht ähnlich wie in einer Auster eine Kugel aus Rinde und Holz, die mit fortschreitendem Alter immer weiter aus dem Baum herauswächst und schließlich nur noch äußerlich mit der Runde verbunden ist. Im Endstadium kann man diese ganz leicht vom Baum abnehmen. Und wie es der Zufall – oder das Schicksal – so will, haben wir gleich zwei an einem Baum gefunden; für jeden eine. Die Rinde der Kugel wurde entfernt und nach Säuberung mit sehr feinem Sandpapier, einer Ölung mit Olive und Politur mit Baumwollfilz zeigte sich dieses Schmuckstück.

Den Baumperlen wird eine magische heilsame Kraft zugeschrieben. Sie sind das Zeichen dafür, dass der Baum erfolgreich eine Krankheit oder Verletzung überstanden hat. Seine Heilkraft und damit auch sein Wesen sind in dieser Perle konzentriert. Entsprechend werde ich meine Perle wertschätzen und behandeln.

Mein Dank gilt meiner Freundin Jenny für die immer wieder tollen Ausflüge dort hin!

Be blessed