Ostara 2020

Ostara Altar

Auch in diesen Zeiten ist es möglich, für sich allein ein Jahresfest zu begehen. Vielleicht ist es gar ein gutes Zeichen, dass Ostara mit der Krise zusammen trifft. Ostara markiert die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, das Licht verdrängt die Dunkelheit, das Leben erwacht von Neuem.

Goldenes Ei

Das Symbol der gleichnamigen Göttin ist das Ei und es steht für Fruchtbarkeit. Aber auch für Fülle und Wachstum. Darum entschied ich mich in diesem Jahr für ein goldenes Ei, verziert mit der symbolischen Tagundnachtgleiche neben goldenen Kerzen und jungen Efeuranken, denn die Natur ist bereit zum Sprießen und Blühen.

Ostara markiert für mich auch den Beginn des Hexengartens. Es ist der ideale Zeitpunkt neu zu sähen, zu pflanzen und mehrjährige Pflanzen zurück zu schneiden. So habe ich vor allem dem Fenchel Platz für seine neuen Triebe gemacht und auch einige andere Kräuter von verblühten und trockenen Trieben des Vorjahres befreit.

Fenchel
Melisse
Lavendel
Rosmarin
Oregano

Und natürlich darf das traditionelle Feuer auf dem Altar nicht fehlen. Trotzt wie das Licht der Dunkelheit dem Virus, und wir werden uns wieder freudigeren Zeiten nähern.

Altarfeuer

Be blessed

Imbolc 2020

Heidnische Jahresfeste sind eine Sache für sich. Historische Aufzeichnungen sind so gut wie nicht vorhanden, weil es Tradition war, alles mündlich zu überliefern. Es gibt Aufzeichnungen von römischen Beobachtern und natürlich Traditionen, die bis heute überlebt haben und sicher auch dem Wandel der Zeiten ausgesetzt waren.

So erscheint es wenig überraschend, dass sich in Bezug auf den Zeitpunkt der Feste, die Menschen nicht ganz einig sind. Grob gibt es zwei Fraktionen: Feste an einem festen Tag zu feiern, und Feste nach Sonne und Mond zu feiern. Mit den Sonnenfesten besteht eigentlich Übereinstimmung zu den festen Tagen, da die Sonnenereignisse meist immer auf bestimmte Tage fallen bzw. in einem sehr engen Rahmen von Tagen. Die Monde wechseln jedes Jahr. So auch mit Imbolc.

In Irland wird es zusammen mit St. Brigid zum 01. Februar gefeiert. Ich bin normalerweise auch von der Sorte, mich an festen Tagen zu orientieren. Aber dieses Jahr hat es einfach nicht gepasst. Arbeit, Privates, Stress, Ablenkung. Ich war nicht in Stimmung. Als Ausflucht bleibt mir noch der Mondtermin. Und da stieß ich bereits wieder auf Probleme: je nach Quelle ist es Voll- oder Halbmond; der zweite des Jahres oder der zweite nach Yul.

Ich habe mich für den Vollmond entschieden. Das ist heute und es soll ein großer, leuchtender Mond werden. Aber mehr noch ist das Wetter heute super – zumindest am Tage – denn die Sonne scheint so klar und kräftig. Und was ist Imbolc vor allem, wenn nicht die Rückkehr des Lichtes und der längeren Tage zu feiern. Den Brauch von St. Brigid habe ich seit letztem Jahr für mich übernommen.

Ich hatte ein Kreuz aus Binsen gebunden und es am Haus aufgehängt. Es hat das ganze Jahr über unser Haus und Grundstück vor Wetterschäden geschützt. Es sieht schon ziemlich abgenutzt aus, Wind und Wetter ausgesetzt. Nun darf es ruhen gehen. Ich werde es zusammen mit Goldrute räuchern und verbrennen und mich für die Hilfe bedanken, etwa so:

Natürlich muss dann auch ein neues Kreuz her. Ich habe den Luxus, dass viele natürliche Zutaten und Kräuter, die ich nicht selbst anbaue oder anbauen kann, nicht weit von unserem Haus wachsen. So auch der Binsen (siehe oben).

Der kommt mit nach Hause und wird nach traditioneller Weise zum Kreuz gebunden. Meine Technik ist schon viel besser geworden als noch im letzten Jahr.

Im Rauch des alten Kreuzes geweiht, hängt es nun an seinem Platz und wird für das kommende Jahr seinen Dienst verrichten; und hoffentlich bereits heute, denn es sind Sturmböen von 160 km/h angekündigt für die Nacht.

Habt ein gesegnetes Imbolc und kommt gut durch den Sturm!

Be blessed

Ein Start zum Jahresende

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und in einer der letzten aufsteigenden Rauhnächte bin ich mit dem Hund unterwegs. Die Rauhnächte haben wahrlich etwas besonderes an sich. Es liegt etwas in der Luft, dass ich sonst nur zu Samhain wahrnehme. Etwas fremdartiges, mystisches, aber dennoch seltsam vertrautes. Ich würde sagen, es ist die Luft von „drüben“. Auch zu diesen Tagen lichten sich so manche Schleier, obgleich auch andere als zu Samhain.

Dieses Jahr an sich war sehr kurios und wirsch. Die Menschen verlieren sich in den Extremen und man hält es in ihrer Gesellschaft immer weniger aus. Das >Ich< ist fest an den Platz des >miteinander< gewandert und das Bestreben eines jeden sich immer an erster Stelle zu wähnen macht selbiges unerträglich.

Während ich so spaziere höre ich aber etwas, was mir sonst nur selten zu Ohren kommt. Das Rufen mehrerer Waldkäuze. Es ist lange her, dass ich dieses unverkennbare Rufen gehört habe. Es muss ein gutes Jahr für Mäuse und anderes Getier gewesen sein, wenn die Eulen so präsent sind – es gab ausreichend Nahrung für den Nachwuchs. Und hier und da raschelt es im Gebüsch und Gras um mich herum. Vögel die durch das Laub hüpfen? Mäuschen, die vorbei huschen? Oder gar der Fuchs?

Dann und wann mischt sich ein Flüstern und Kichern unter das Rascheln. Ja, die Schleier sind dünn. Ich kann nur mutmaßen welche Wesen uns heimlich beobachten. Aber noch wähne ich mich in Sicherheit. Die Sonne ist knapp verschwunden, der Wald am Horizont scheint ein Feuer zu verbergen. Noch ist nicht finstere Nacht, sodass mich die Wilde Jagd nicht zu erhaschen vermag. Und im Licht des Sichelmondes und der Sterne, finden wir den Weg nach Hause.

Die Sonne versinkt im Wald

Und dort bleibe ich einer Tradition treu: ich werde für die Weissagung des kommenden Jahres Bleigießen. Das neuerliche Verbot Bleigießer-Sets zu verkaufen tangiert mich nicht. Ich habe noch Blei gelagert. Wachsgießen, wie es nun heißt, ist da weniger was für mich. Die Formen werden anders, weniger bizarr. Die mystischen Eigenschaften, die mit Blei korrespondieren, sind verloren. Und so lange ich auch weiterhin nicht direkt über dem schmelzenden Blei die Dämpfe inhaliere, wird es meiner Gesundheit auch nicht schaden – ebenso wenig wie all den Generationen vor mir.

So schaue ich, was das neue Jahr bringt und hoffe auf eine weiterhin magische Zeit und Erfolg mit meinem kleinen Geschäft. Und vor allem anderen wünsche ich mir Zufriedenheit unter den Menschen. Sich dem hektischen Streben und Wettkampf einmal entgegen zu stellen, und mit sich und der Welt zufrieden sein. Innere Zufriedenheit strahlt man aus, und sie macht die Welt ein wenig besser.

Be blessed