Die eigene Räucherkohle

In der Alchemie verfolgte man das Ziel, durch die Umwandlung und Veredelung von Stoffen sich selbst parallel ebenfalls zu wandeln und reiner und göttlicher zu werden. In vielen verschiedenen Verfahrensschritten wurden dazu Stoffe und Gemische unter dem Einfluss der Elemente gereinigt und getrennt. Konkret sollte das Wesentliche, der Kern, von dem Unwesentlichen getrennt werden. Die Destillation war eine dieser Methoden. Das Destillat wurde dabei oft als Essenz, als Geist des Ausgangsstoffes verstanden. Davon leitet sich auch der noch heute übliche Gebrauch des Wortes Spirituose (von lat. Spiritus, Geist) ab.

Destillation kann nicht nur mit Flüssigkeiten betrieben werden. Um Pflanzenkohle herzustellen, wird eine trockene Destillation verwendet, auch Vergasung genannt. Das Herstellen eigener Pflanzenkohle erscheint dabei im Lichte der Alchemie geradezu mystisch. Und so kann man sich seine eigene Pflanzenkohle zum Räuchern herstellen und sie ganz nach seinen Bedürfnissen anpassen.

Erde, Luft und Wasser bringen Bäume und Pflanzen hervor. Das Leben in den Pflanzen erschafft die Essenz, den Geist. Durch das letzte Element Feuer kann das Wesentliche vom Unwesentlichen getrennt werden. Zurück bleibt das Herzstück der Pflanzen: bei der Verbrennung die Asche, bei der Vergasung die Kohle. Beide enthalten die nicht flüchtigen Bestandteile und mineralischen Verbindungen der Pflanzen. So ist jede Asche und Pflanzenkohle speziell, je nach Art der verwendeten Pflanzen und welche Stoffe diese beinhalteten.

Der nachfolgende Versuchsablauf dient nur zu Demonstrationszwecken! Nachahmung auf eigene Gefahr und Verantwortung. Die Vergasung von Pflanzenteilen kostet Energie und ist bei falscher Anwendung schädlich für Klima und Atmosphäre.

Bevor man aus seinen Pflanzen und Gehölzen Kohle machen kann, müssen diese gut durchgetrocknet werden. Sie sollten entsprechend lange lagern. Bei der Vergasung oder Destillation von Pflanzenteilen und Holz findet genau genommen eine Verkohlung oder Verkokung statt. Unter dem Einfluss großer Hitze und in der Abwesenheit von Sauerstoff lösen bzw. trennen sich alle flüchtigen Bestandteile ab und entweichen als Gas – zurück bleibt fast reiner Kohlenstoff, der Dank der Abwesenheit von Sauerstoff nicht vollständig zu CO2 oxidiert. Dieses Gas enthält neben Wasserdampf vor allem Methan, Schwefelverbindungen und langkettige Kohlenwasserstoffe, welche den Treibhauseffekt besonders begünstigen. Holzgas sollte daher niemals unverbrannt in die Atmosphäre gelassen werden. Durch die Verbrennung des Gases gelangen fast ausschließlich CO2 und Wasserdampf in die Atmosphäre. Das CO2 hierbei ist in Bezug auf die klimatische CO2-Bilanz nahezu neutral, denn die Pflanzen haben es zur Kohlenstoffgewinnung und für die Photosynthese vorher aus der Atmosphäre gezogen. Anders als bei der Verbrennung aus dem Erdreich gewonnener fossiler Brennstoffe, deren Kohlenstoff im Erdreich gebunden war und bleiben würde und nicht in die Atmosphäre gelangt wäre.

Damit dieser Prozess in Gang kommt, braucht es mindestens 300 °C. Zudem sollte kein Sauerstoff an das Pflanzenmaterial gelangen, da der sonst übrig bleibende Kohlenstoff bzw. die Kohle gleich weiter zu CO2 oxidiert und nicht mehr als Brennstoff verwendet werden kann.

Ich habe hierzu einen kleinen Stahleimer benutzt und die Pflanzen und das Holz dort hinein getan. Den Eimer habe ich dann mit Alufolie umwickelt und nach oben hin zu einer Art Tülle geformt, damit das Holzgas entweichen kann. Das heiße und austretende Holzgas verdrängt dabei die Luft im Eimer und durch den Auftrieb kann auch keine Sauerstoffhaltige Luft durch die Tülle mehr eindringen.

Um das ganze auf die notwendige Temperatur zu bringen, habe ich den Eimer in einen Grillkamin gestellt, den man sonst zum Anfeuern von Grillkohle verwendet. Nun galt es, dem Eimer Feuer unter dem Hintern zu machen. Ein wenig ökologischer Grillanzünder und etwas Holz dienten hier als Hitzequelle.

Nach einiger Zeit trat das Holzgas aus. Die Flammen von unterhalb stiegen hoch genug, und das Gas sofort zu verbrennen. Es war eine saubere, rußfreie Verbrennung. So gut wie kein Rauch, kein Geruch von Teer oder neuem Straßenbelag – das ist wichtig!

Hier ist schön zu sehen, wie Feuer aus der Tülle zu kommen scheint. Das Gas verbrennt direkt.

Der Prozess wird solange laufen gelassen, bis kein Gas mehr austritt oder das Feuer erloschen ist. Tritt kein Gas mehr aus, sollte das Feuer unter dem Eimer gelöscht werden, damit man keine Oxidation der Kohle riskiert.

Wenn alles abgekühlt ist, findet sich die Kohle im Eimer, die noch die Form der Pflanzen und Gehölze behalten hat. Sie enthält daneben auch alle nicht flüchtigen und mineralischen Bestandteile der Pflanzen. Sie ist ganz leicht und porös. Erstaunlich, dass große trockene Hitze den Wasserstoff aus den organischen Verbindungen abspalten kann, sodass fast reiner Kohlenstoff zurück bleibt.

Ganz nebenbei hat das verbrennende Holzgas noch für eine wunderschöne Verfärbung der Alufolie gesorgt.

Ich werde mit einer alten kleinen Destille aus Metall einen weiteren Versuch wagen und das Holzgas durch ein Rohr zur Heizquelle leiten. So kann sich der Prozess selbst befeuern, was die Energiebilanz deutlich verbessern sollte.

Die Kohle wird für die Weiterverarbeitung zerstoßen
Die verkohlte Rinde glänzt beinahe metallisch wie Graphit.

Meine erste Pflanzenkohle habe ich gemahlen. Ich kann sie nun zu Kohletabletten zum Räuchern pressen oder für die Herstellung von Räucherstäbchen und Räucherkegeln nutzen.

Be blessed

Orakel für die 22. KW

Uns wird eine Lektion erteilt.

Diese Woche hat es in sich. Jede unserer Handlungen hat Konsequenzen im Leben. So viel ist jedem klar. Doch in dieser Woche kassieren wir die Quittung für unser Handeln besonders rasch und mitunter harsch.

Im Zentrum der Karten haben wir das Erkennen und Handeln. Begleitet wird es durch Eigenverantwortung, Bindungen, Zerstörung und Wünschen.

Wir sollten in dieser Woche genau abwägen und überlegen. Es lohnt sich, zwei mal an die möglichen Konsequenzen zu denken und ob wir sie eigenverantwortlich tragen können.

Unüberlegt werden wir uns verstricken und machen Dinge kaputt, verbauen uns unsere Ziele und Wünsche. Bewahrt einen kühlen Kopf.

Be blessed

Orakel für die 21. KW

Eine Woche der Gegensätze und Entscheidungen steht an. Abhängigkeit und Unabhängigkeit stehen in Konkurrenz. Es gibt Situationen in unserem Leben, in denen wir zwischen zwei Stühlen stehen.

Jetzt ist die Zeit, Veränderung zuzulassen und sich für einen Weg zu entscheiden. Nehme ich die Abhängigkeit in Kauf und habe dafür Sicherheit?

Oder wähle ich die Unabhängigkeit und übernehme das volle Risiko und trage die Verantwortung?

Wenn wir weiter in einem Modell leben und vom anderen Träumen, kommen wir nicht voran. Das Loslassen trifft dann keines der Modelle, sondern die Hoffnung. Auf eine verlorene Hoffnung folgt Verzweiflung.

Werdet euch euren Hoffnungen bewusst und wählt einen Weg. Jetzt ist eine gute Zeit dafür.

Be blessed

Orakel für die 20. KW

Zentrales Thema dieser Woche ist, aktiv zu werden und zu handeln.

Wir werden viel Gelegenheit bekommen, uns der Dinge bewusst zu werden, die uns behindern und in eine Starre fallen lassen. Damit sind nicht unbedingt äußerliche Einflüsse gemeint, denn es geht hier um die Reflektion des Selbst. Wo immer wir uns selbst im Weg stehen, ist es nun die beste Zeit aktiv zu werden und zu Handeln. Anderenfalls hängen wir beständig in unseren Mustern und Fesseln fest, bis die Energien erneut günstig stehen, um uns aus dem schadhaften Trott selbst zu befreien.

Es ist kein Zeichen der Schwäche, dabei um Hilfe zu bitten. Es ist Mut, der uns den Schritt nach vorn wagen lässt. Unterstützen wir einander dabei!

Bei blessed

Orakel für die 18. KW

Diese Woche birgt Potential. Wenn wir richtig agieren, erreichen wir unsere Ziele und Wünsche.

Die Erkenntnis und Einsicht wird eine zentrale Rolle spielen. Wir sind Abhängig und gefangen im Kerker. Doch mit der Einsicht in die Umstände und in die Notwendigkeit mancher Dinge gelingt uns das Vorankommen und Entkommen. Die Woche wird uns vor die Prüfung stellen, über unseren Schatten zu springen, in den sauren Apfel zu beißen. Doch die Karten sagen klar: es lohnt sich!

Der Ausbruch aus dem Kerker ist nicht nur der Ausbruch aus der Situation und der Abhängigkeit, sondern auch der Ausbruch aus unserem Starrsinn und festgefahrenen Verhaltensweisen.

Geben wir uns einen Ruck, winken uns unsere Träume und Empathie der Mitmenschen.

Be blessed

Beltane 2021

Alles neu macht der Mai!

Mein Außenaltar war ziemlich von der Witterung gezeichnet. Seht selbst:

Also hatte ich beschlossen, ihn bis Beltane wieder etwas aufzupolieren. In einem Geistesblitz kam mir die Idee, die Oberfläche zu fliesen. Fliesen sind robust, widerstandsfähig und leicht zu säubern. Aber ich habe noch nie in meinem Leben gefliest! Doch ich dachte mir, nicht so schlimm falls es nicht perfekt wird, es trägt meine Handschrift.

Das Material zu bekommen war nicht so einfach, musste ich doch Zeiten abpassen, in denen die Inzidenz ein unkompliziertes Einkaufen im Baumarkt möglich machte. Die Fliesen waren schnell gefunden. Doch dann ging es los: womit befestigen und womit verfugen?

So fand ich mich vor einem riesigen Regal mit der Aufschrift „Fliesen-Chemie“ wieder. So langsam wurde mir klar, wieso es Fliesenleger als Beruf gibt. Ich studierte zahllose Packungen und Anleitungen und befand, das optimale gefunden zu haben. Ich sah auch noch etwas mit dem Begriff „Zementschleier“ darauf. Ich dachte mir noch, ach sowas brauchste nicht. Wer Erfahrung mit Fliesenlegen hat, wird jetzt sicherlich lachen oder den Kopf schütteln.

Zu Hause angekommen wollte ich dann aber noch ein besonderes Feature, ein Pentagramm auf dem Altar. Natürlich gab es kein fertiges Fliesenwerk damit, sodass ich zur Mosaiktechnik gegriffen habe.

Mit einem passenden Gewebe und durchscheinendem Papier sowie Kleber für die Mosaiksteine sah ich mich gewappnet. Jetzt mussten nur noch Mosaiksteine her. Dazu habe alte Fliesen mit einem Hammer zerkleinert.

Und dann konnte es losgehen: das Pentagramm entstand!

Danach habe ich die Fliesenstücke auf dem Altar ausgelegt und zugeschnitten. Zum Glück passten die Maße geradezu perfekt.

Dann war es Zeit, den Dispersionskleber aufzutragen. Fliesen wieder runter, Kleber auf den Altar, Fliesen wieder drauf. Dieser musste zwei Tage lang trocknen. Dann konnte es mit dem verfugen losgehen. Ich habe sämtliche Ränder abgeklebt um einen Rahmen für die Masse zu haben. Die habe ich in mehreren kleinen Portionen angerührt, damit am Ende nicht zu viel über bleibt. Mit einem Silikonspatel ließ sich die Masse gut verstreichen und in die Fugen drücken.

Nachdem alles etwas abgetrocknet war, habe ich mit einem feuchten Fliesenschwamm das überschüssige Material abgewaschen und die Fugen geschmeidig gemacht.

Sicher keine Profiarbeit aber ich war zufrieden. Aber ein dünner Schleier der Fugenmasse blieb auf den Fliesen, egal wie sehr ich mit dem Schwamm schrubbte. Schleier… Zementschleier… Jetzt wusste ich, wozu man Zementschleierentferner benötigt. Nachdem ich solchen besorgen konnte wurde alles nochmals abgewaschen.

Mit dem Fliesenbild war ich sehr zufrieden. Aber ein neuer Anstrich war auch nötig. Also wieder alles abkleben, wo die Holzlasur nichts zu suchen hat.

Der Anstrich hat sich gelohnt und das Wetter spielte zu der Zeit auch mit. In der Sonne ist es ein schönes Arbeiten und die Lasur zieht besser ein.

Nun konnte der Altar endlich zurück an seinen alten Platz!

Im letzten Jahr hatte ich zu Beltane Neunholz gesammelt und ein Feuer gemacht, dabei versehentlich ein Gewitter heraufbeschworen. Ich wollte den neuen Altar auch gerne mit Neunholz einweihen. Aber ich wollte dieses Mal Leben. Lebende Zweige als Symbol für die Fruchtbarkeit, das Leben und die Heilung. Das erschien mir auf Grund der derzeitigen Lage nur richtig.

Also ging es kurz vor Beltane los, mit dem Hund die passenden Bäume aufzusuchen, die ich auf dem Grundstück selbst nicht habe.

Und so wünsche ich euch nun ein gesegnetes Beltane und viel Kraft und Gesundheit!

Be blessed

Orakel für die 17. KW

Diese Woche ist auf den ersten Blick nicht so leicht zu deuten.

Im Zentrum steht die Wandelbarkeit und wird umringt von Hoffnung, Manipulation, dem Unbewussten und der Zerstörung. Wir werden mit vielen wechselnden Situationen konfrontiert und Probleme haben, dem ganzen zu Folgen.

Es wird schwer sich auf die ständig neuen Situationen einzustellen, denn nicht nur treffen zwei Extreme in Form von Hoffnung und Zerstörung aufeinander, auch sind wir bedroht manipuliert zu werden.

Veränderung kann man am besten mit Flexibilität begegnen. So wie die Situation sich ständig wandelt, müssen auch wir wandelbar sein. Um in den kommenden Wirrungen nicht unterzugehen, sollten wir an dem Unbewussten festhalten – der eine wahre Grund, das eine Ziel, das wir erreichen möchten, welches von den stetigen Veränderungen aus dem Bewusstsein verdrängt wird.

Wir sollten also flexibel sein und eine ruhige Minute nutzen, in uns zu hören und uns das Unbewusste vor Augen führen.

Mit Zerstörung und Hoffnung erwarten uns zum Teil einschneidende Veränderungen, doch fühle ich hier nicht allein die Schlagabtausch der Extreme, es ist mehr wie Yin und Yang. Beide sind verbunden, eines existiert im anderen. Aus den Trümmern der Zerstörung geht neue Hoffnung hervor. Doch manche Hoffnung geht wieder zu Bruch. Wir müssen wandelbar sein.

Be blessed

Orakel für die 16. KW

Diese Woche hat das Potenzial, hitzig zu werden.

Wir haben den Mars, die männlichen Aspekte und damit Stärke und Kampf, aber auch Aggression. Begleitet wird er vom Tod als Neubeginn, der Eigenverantwortung und Unabhängigkeit. Auf nationale Weite betrachtet ist die Deutung simpel: die Menschen sind müde der Pandemie und des stetigen On und Offs der Einschränkungen. Jetzt schlagen die Gemüter langsam um, die Politik wird die Menschen nicht mehr mitnehmen können. Der Drang nach Selbstbestimmung übernimmt nun.

Im kleinen kann es auch jeden einzelnen Menschen in unterschiedlichen Situationen betreffen. Wir machen uns von Dingen frei, erkämpfen uns Unabhängigkeit, stellen selbst die Weichen für einen möglichen Neuanfang. Der Tod sät die Samen der Ernte – aus dem Schutt, der beim Umbruch entsteht, machen wir etwas neues.

Doch es würde kaum von mir gelegte Karten sein, wäre nicht auch ein Dämpfer oder Ausgleicher dabei. Diesen haben wir hier mit dem Mond, der uns mahnt, unser eigenes Handeln zu reflektieren. Um in kein Extrem zu geraten, müssen wir also uns und unser Gegenüber im Auge behalten und wie wir auf das Gegenüber wirken.

Be blessed

Orakel für die 15. KW

Diese Woche hält wieder einige Verführungen bereit. Reichtum und Unabhängigkeit werden begleitet von der Manipulation und dem Blick für das Wesentliche.

Wir stehen in dieser Woche also vermehrt dem Zwiespalt gegenüber, dem Zwiespalt zwischen „ich will aber gern“ und „ist das wirklich nötig?“. Da es gerade die Manipulation ist, drohen wir uns unüberlegt schnell in die Nesseln zu setzen.

Verhandlungen und Reflektion haben diese Woche auch ihren Einfluss. Es gibt also durchaus doch etwas in den Verlockungen zu gewinnen. Doch wir müssen geschickt sein, abwägen und hinterfragen. Was lohnt sich wirklich, was birgt ein hohes Risiko?

Eine Woche vieler Möglichkeiten, in der wir selbst unseres Glückes Schmied sind – in Abhängigkeit unseres Verhandlungsgeschicks.

Be blessed

Von Chakren, Chaos und Chaoten

Ich bin jüngst über eine Aussage gestoßen, die inhaltlich so sonderbar war und so vielem widersprach was ich gelernt und erfahren habe, vor allem auf dem Weg der Wächter bzw. Zwielichter, dass ich nicht umhin kann, meine Gedanken dazu zu teilen.

Im Kern ging es in der Aussage darum, dass man seine Chakren öffnen müsse, um Magie zu wirken, schwarze Magie entspringe dem Chaos durch Akzeptanz des Ungleichgewichtes und der Disharmonie und der Akzeptanz negativer Emotionen.

Vergleicht man ältere Schriften über die Magie bis ins 19. Jahrhundert hinein wird einem auffallen, dass die Arbeit an oder mit Chakren nirgends thematisiert ist. Das ist auch nicht verwunderlich, denn um Magie zu praktizieren hat es nie der Arbeit mit Chakren gebraucht – so es diese tatsächlich gibt. Oft wird das Argument angebracht, dass die Weisen damals mit sich und der Natur so im Einklang waren, dass die Chakren sowieso schon geöffnet waren, ganz automatisch. Belege gibt es dafür natürlich keine. Zeitzeugenberichte, alte Schriften und archäologische Funde belegen jedoch ein ganz anderes Leben – fernab von innerem Frieden und Einklang mit der Natur. Gerade weil manche Not so groß und kein anderer Weg in Sicht schien, kam die Magie überhaupt ins Spiel. Von Energiezentren im Körper, die man dafür beherrschen müsste, fehlt aber dennoch in diesem Zusammenhang jede Spur.

Was sind diese Chakren also und wo kommen sie her?

Chakren sind angenommene Energiezentren zwischen dem leiblichen und dem seelischen Körper. Die Chakren wie wir sie heute im Westen kennen gehen auf die Schriften von Sir John Woodroffe zurück, der seinen Lesern eher unter dem Pseudonym „Arthur Avalon“ bekannt sein dürfte – eine Kunstfigur in der er sich selbst neu interpretierte. Woodroffe war Richter in Indien und kam so mit der dort bekannten Lehre der Chakren in Kontakt – genauer gesagt, mit einer Lehre von vielen. Es gibt viele verschiedene Lehren je nach Religion und Region von Energiezentren im Menschen. Sie sind alle nicht einheitlich und variieren in der Anzahl, der Position und der Aufgabe der einzelnen Zentren. Im Falle von Woodroffe war es die Lehre des tantrischen Hinduismus und Vajrayana. Hier gibt es 7 Chakren denen jeweils bestimmte Aufgaben, Farben und Elemente zugeordnet sind, welche je nach Schule ebenfalls variieren. Ziel der Arbeit mit den Chakren war es, alle Blockaden zu lösen und alle Chakren zu öffnen, sodass ein freier Kanal entsteht, indem die reine Lebensenergie Prana frei fließen kann. Ist dieser Zustand erreicht, ist das höchste Ziel geschafft: die Erleuchtung; und das irdische Leben wird belanglos. Magie hat dort niemand im Sinn, auch wird mit Prana keine Magie oder Hexerei betrieben. Woodroffe hat diese Lehren für sich übernommen und neu interpretiert. Der westlichen Welt hat er dies in Form von esoterischen Schriften zugänglich gemacht. Damals schien es niemanden zu irritieren, dass jemand mit dem Bezug zu Avalon etwas über indische Lehren schreibt. Wen es aber heute noch immer irritiert, der befindet sich auf keinem schlechten Weg. Im Zuge der New Age-Esoterik hat auch Woodroffe damit einen fundamentalen Grundstein für die „Vergewaltigung“ östlicher Lehren im Westen gelegt. Und es ist ihm allein zu verdanken, dass in der westlichen Esoterik seine 7 Chakren als gegeben hingenommen werden. Wäre er seinerzeit beispielsweise stattdessen aber mit dem Daoismus in Kontakt gekommen, wären für uns heute 3 Energiezentren die Norm und die Chakren hießen Dantian – und hätten mit der Magie des westlichen Verständnisses ebenfalls nichts zu tun. Die westliche Esoterik wurde zu einem Schwamm, der alles aus dem Osten stammende in sich aufsog und vereinte, ohne Rücksicht darauf, ob es überhaupt richtig verstanden und interpretiert wurde. Während im Okkultismus noch mehr Fokus auf orientalische Mystik, Alchemie und Kaballah gelegt wurde, wandte sich die neuzeitliche Esoterik regelrecht verzweifelt der Suche nach Heilung zu – und eröffnete hiermit auch einen gigantischen wirtschaftlichen Markt. Während dieser westlichen „Vergewaltigung“ kam es dann auch dazu, dass die Chakren auf mehr Systeme ausgebreitet wurden – Reiki zum Beispiel. In den Ursprüngen des Reiki spielten Chakren, egal wie viele an der Zahl, überhaupt keine Rolle. Heute ist in Europa beides nahezu untrennbar miteinander verbunden. Ähnlich wird auch die Annahme entstanden sein, man müsse Energie fließen lassen und seine Chakren öffnen, um Magie zu wirken. Dabei ist die heutige Arbeit mit Chakren vor allem durch eines geprägt, was sie in ihrem Ursprungsland nicht ist: Auto- und Fremdsuggestion. Dass das Öffnen der Chakren mit der Erleuchtung und dem Erreichen des Nirwana in Verbindung steht, hat sich offenbar nicht gehalten. Jeder Reiki-Praktizierende der mir begegnet ist, der meint alle seine Chakren seien geöffnet und er könne das Reiki fließen lassen, war mehr als weit von der Erleuchtung entfernt und behauptete auch von sich, nicht erleuchtet zu sein. Da ließe sich die Frage stellen, ob es wahre Erleuchtung überhaupt gibt und was diese Reiki-Meister meinen zu spüren, wenn alle ihre Chakren offen sind ohne, dass sie die Erleuchtung erlangt haben. Doch das verlangt den Raum als eigenes Thema.

Was ist nun Magie? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ähnlich wie bei den Chakren ist sie je nach Schule etwas anderes: Willenskraft, neutrale Energie, kosmische Kraft und so weiter. Gemein ist allen jedoch, dass diese Kraft auf eine Beeinflussung der Wirklichkeit abzielt. Schwarze und Weiße Magie sind sehr populäre Begriffe geworden. Sie bezeichnen dabei nicht die wirkende Kraft selbst, sondern das angestrebte Ziel nach menschlich-moralischen Maßstäben. So wird eine Praktik, die schaden und zerstören soll, der schwarzen Magie geordnet und eine die heilen oder schützen soll, etwa der weißen. Es gibt auch Strömungen, die es noch weitertreiben und alles der schwarzen Magie zuordnen, was gegen den Willen oder ohne das Wissen des Betroffenen oder der Zielperson geschieht, selbst wenn die Absichten moralisch einwandfrei sind. Magie kann schaden oder heilen, was die These, dass es sich um eine neutrale Kraft handelt die einfach etwas Bewirken kann, plausibel erscheinen lässt. Eines jedoch ist Magie sicher nicht: Reiki oder Prana. Beides sind reine Lebensenergien, die nicht zerstören oder zerfressen können und somit Schadenszauber unmöglich machen würden.

Vielen dient die eigene Emotionale Verfassung dazu, ihre innere Kraft freizusetzen und ihren Willen zu manifestieren. Üblich ist auch die Hinzunahme weitere Kräfte: etwa aus der Natur, den Himmelskörpern, Entitäten oder den Elementen. Doch wie steht es nun damit, dass schwarze Magie dem Chaos entspringt?

Chaos und Kosmos sind zwei Zustände. Simpel übersetzt bedeutet Kosmos Ordnung und Chaos Unordnung. Dem Chaos werden oft negative Bedeutungen beigemessen, was sich im täglichen Sprachgebrauch zeigt. Chaos möchte im Grunde niemand haben und vermeiden, Chaos bedeutet Kontrollverlust. Beide Begriffe beschreiben in der wahren Magie jedoch den Zustand der Welt, in der wir leben.

Das echte Chaos existiert in unserem Universum nicht. Wir leben in einem Kosmos und können das wahre Chaos gar nicht erleben geschweige denn erfassen. In unserem Universum gelten universelle Gesetze, denen auch die Magie unterliegt. Ganz wesentlich sind hier der Ausgleich, Polaritäten, Aktion und Reaktion sowie Anziehungswirkungen. Alles in unserer Welt hat eine Ursache und eine Wirkung. Beide lassen sich immer nachvollziehen und sind reproduzierbar. Alles folgt bestimmten Regeln und Mustern, was es und erst möglich macht, zielgerichtet zu handeln und zu denken. Ich habe lange nach einer Umschreibung gesucht, die ebenso einfach wie prägnant ist und ausdrückt, worauf ich hinauswill. Ich bin zu folgender gelangt:

Im Kosmos sind 1 + 1 immer 2.

Im Chaos kann 1 + 1 jedes Mal etwas anderes ergeben.

Im Chaos gibt es keine festen Strukturen, keine Kausalität. Alles läuft spontan und zusammenhanglos ab. Wahres Chaos ist ein Konzept, dass wir mit unserem Verstand nur schwer ganz wahrhaftig erfassen können. Wir sind auf den Kosmos geprägt und von ihm Abhängig. Selbst modernste und komplexeste Sprengstoffe, deren Instabilität genutzt wird, unterliegen dem Kosmos. Es gibt einen Grund und Regeln die greifen, die es uns möglich machen, eine Explosion zu provozieren. Auch die neuesten Erkenntnisse der theoretischen und experimentellen Quantenphysik zeigen im Grunde nichts anderes. Die kleinsten Teilchen, die Bausteine der Energie und der Welt, verhalten sich nach den Maßstäben unseres Alltags, dem Makrokosmos, auf den ersten Blick irrational. Tatsächlich lässt sich das Verhalten und der Aufenthaltsort dieser Teilchen bislang nur in Wahrscheinlichkeiten ausdrücken. Doch dass dies allein möglich ist, bezeugt den Kosmos. Die Wahrscheinlichkeiten liegen im Mikrokosmos in einem begrenzten Bereich, der hochskaliert auf den sichtbaren und beobachtbaren Makrokosmos feste Regeln ableiten lässt – Regeln, denen auch die Kraft der Magie vollends unterworfen ist.

Das Leben selbst, wie wir es kennen, wäre im Chaos womöglich gar nicht möglich. Es gibt keine Strukturen und Regeln woraus sich Lebensformen überhaupt erst bilden könnten. Etwas vereinfacht veranschaulicht: wie soll Leben aus einem Atom entstehen, dass von Sekunde zu Sekunde seinen Zustand ändert, welches mal existiert, mal nicht, instabil und polar ist, spontan zerfällt und sich neu zusammensetzt oder andere Teilchen aufnimmt? Selbst eine so geordnete Struktur wie ein Atom ist fraglich. Noch fraglicher ist es, wie ein Mensch im Kosmos nun also schwarze Magie aus dem Chaos schöpfen will. Die Antwort ist simpel: es wird keine Magie aus dem echten, unerreichbaren Chaos geschöpft. Wer auch immer dies behauptet, hat das Wesen des Chaos nicht verstanden und erfasst. Diese Person begegnet ihm mit menschlichen, moralischen Maßstäben. Es sind Autosuggestion, eigene Gedankenkonstrukte und Emotionen in einem prahlerischen Mantel, die den Menschen in einen Zustand versetzen, die eigene innere Kraft zu manifestieren. Das entfernteste, was der ursprünglichen Aussage gerecht wäre, ist folgendes:

Alles unterliegt auch dem Ausgleich. Sich verändernde Gegensätze sind der Puls des Lebens, die Veränderung im Kosmos. Vielleicht ist der Kosmos als spontane Reaktion aus dem Chaos entstanden und so gibt es stetig Veränderung, die das Gesetz des Ausgleiches in Kraft treten lässt. Diese Kraft beim Ausgleichen dieser Spannung kann auf ein Ziel gerichtet werden. So, als würde man einen Blitzeinschlag an einer bestimmten Quelle provozieren. Sinnbildlich: der geschickte Meister provoziert ein Ungleichgewicht und nutzt die Kraft des Blitzes, der den Ausgleich schafft, für seine Zwecke.

Was sind dann jetzt Chaosmagier? Im Allgemeinen beschreibt man Chaosmagier und -magierinnen als solche, die sich keinem festen System unterordnen, sich aus allen möglichen Lehren und Quellen bedienen und je nach Situation oder Ziel das Paradigma frei wechseln. Sie nehmen aus allem und kombinieren alles, mitunter auch nicht immer mit dem nötigen Respekt den Wurzeln der Schulen und Lehren gegenüber. Chaosmagier beherrschen nicht das Chaos, sie sind gewisser Maßen meisterhafte Chaoten nach menschlich-moralischen Maßstäben.